Die Formensprache so zu vereinfachen, dass der seelische Zustand eines Menschen sichtbar wird, ist ein langer, steiniger Weg. – In ihren Plastiken erforscht Nushin Morid die Natur des Menschen – Gefühle und Stimmungen erhalten eine Form, Figur oder ein Gesicht. Ohne den inneren, meditativen Schaffensprozess ist diese Auseinandersetzung mit Ängsten, Konflikten, Zweifeln aber auch mit Hoffnung, Liebe und dem Erhabenen, das jedem Menschen innewohnt, nicht denkbar. Das Horchen in das eigene Sein lässt Formen im Unbewussten entstehen, die in das Bewusstsein eindringen. 

Der schöpferische Prozess, den Nushin bei jedem Schaffen einer Skulptur durchlebt, ist erstmal durch ein Beiseitestellen der eigenen Person gekennzeichnet. „Ich wende mich ohne Absicht dem Material zu, bin ohne jegliches Bild, ohne eine Vorstellung, was passieren soll. Wenn es mir gelingt, mich aus diesem Prozess herauszunehmen und ohne Bewertung den formenden Händen zuzuschauen, ergreift etwas Anderes, etwas Tieferes die Sprache, das genau weiß, was gesagt, was ausgedrückt werden will. Ein Konflikt entsteht dann, wenn ich mich zu früh in den kreativen Prozess einmische, nicht urteilsfrei der entstehenden Form begegne.“

Das Ergebnis ist häufig die Schlichtheit, die Zurücknahme der Ornamente, wobei es zu einer interkulturellen Verschmelzung der verschiedenen Nushin Morid innewohnenden Formen-sprachen kommt. Die vereinfachte geometrische Form betrachtet sie als Sinnbild des Menschen mit seiner ihm innewohnenden Göttlichkeit.

Ob in der Tonplastik oder in der Bronze, stets ist es die Suche nach dem geistigen Ausdruck, der sie treibt.

 

Sabrina Buchholz