Durch die Fülle unserer Stars sind auch die Helden vielzähliger geworden. Es fehlen klare, allgemeingültige Verabredungen, was einen Helden ausmacht. Helden werden nur von Initialisierten erkannt.

 

Laila Seidels Helden sind von ihr besonders verehrte Künstler. Diese sind im alltäglichen Kontext zu sehen, beim Shopping in Hamburg oder als zufällig aufgenommenes Portrait. Es fehlen die großen Gesten – es sind Schnappschüsse, Momentaufnahmen. Nur Eingeweihte erkennen diese Helden abseits der Bühne, ohne Insignien. Die Verwendung der Helden als Motive, in denen es um Malerei und nicht vorrangig um die Persönlichkeiten selbst geht, steht im Mittelpunkt.

 

Aber es gibt auch die alltäglichen Helden von nebenan. Vierzig Jahre nach der Studentenrevolte und dem Siegeszug von „Emma“ ist es für eine junge Frau immer noch heldenhaft, wenn junge Männer gemeinsam kochen, sich danach ausruhen oder die Wohngemeinschaft verwüsten.

 

Ist dem wirklich so? Durch die reduzierte Farbigkeit der jungen Männer in einer farbenfrohen 70er Jahre Kulisse werden Klischees zitiert – das Heldentum karikiert. Sind es wirklich Helden, die sich im Alltäglichen sonnen oder sind es Alltägliche, die sich für Helden halten? Wie heldenhaft ist es, ein Tomatenmesser verletzungsfrei zu führen? Sind die Akteure das zentrale Motiv des Bildes? Steht nicht vielmehr das Sieb, die Flasche oder die Auflaufform – farbig gemalt, an Collagen erinnernd - im Vordergrund, und sind nicht diese Gegenstände der wahre Mittelpunkt des Bildes? Führen uns die gewählten Titel eher in die Irre, als dass sie uns erhellen? Wird nicht die kleinbürgerliche Situation durch die gewählte Malweise zu einer heroischen Komposition?

 

Hier mag sich der Betrachter sein eigenes Urteil suchen und bewahren, und die Urteile werden so zahlreich sein wie die Anzahl der Stars.

 

 

Sabrina Buchholz