Ich beschäftige mich in meiner Malerei und Druckgrafik seit über 20 Jahren fast ausschließlich mit dem Themengebiet Meer. Oft habe ich Küstengebiete und Inseln besucht und von dort immer wieder Anregungen, Erinnerungen und Bilder mitgebracht, die mir als Ausgangsmaterial für meine Arbeiten sehr wichtig waren und sind. Dabei bin ich weniger an einer direkten Abbildung interessiert, vielmehr geht es mir um eine Verwendung der landschaftlichen Motive als Bildzeichen im Spannungsfeld der Kunst, insbesondere der Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts.
Meine „See-Zeichen" - Kompositionen, die häufig den Titel „See-Stück" tragen, sind aus Bildzeichen mit unterschiedlichen Abstraktionsgraden zusammengefügt. Dabei reicht die Spannweite von fast fotorealistischen Bildzeichen bis hin zur vollkommenen Abstraktion von monochromen Farbflächen.
Neben der Bedeutung, die der Begriff „Seestück" in der Kunstgeschichte hat, ist für mich dieses Wort, vor allem in der Schreibweise „See-Stück", ein Assoziationspunkt, der phonetisch auch auf Sehen hinweist und im zweiten Teil des Wortes auf Stück im Sinne von Fragment oder Teil. Da sich in der Wahrnehmung immer die Frage stellt, welchen Teil (oder welches Fragment) der Realität wir gerade sehen oder über andere Sinne wahrnehmen, filtern und interpretieren, bekommt das Wort See-Stück für mich so noch eine ganz andere Bedeutung. Mit anderen Worten, es geht auch um die Mehrdeutigkeit von Zeichen, Bild-Zeichen und Begriffen.
Hans-Georg Hofmann