Das Thema „Wasser“ ist im Rahmen der Landschaftsmalerei für Claudia Bormann von besonderer Bedeutung. Innerhalb dieses Genres entstehen Gemälde, deren Titel auf eine konkrete Landschaft hinweisen. Sie zeigen eine biografische Verwurzelung, wirken intim und weisen doch über die topografische Verortung hinaus, indem sie mehr reduzieren als illustrieren.
Es scheint regelrecht zu rauschen, zu plätschern, zu gurgeln, wenn man die Bilder betrachtet. Auf den ersten, flüchtigen Blick wirken sie annähernd fotorealistisch. Erst auf den zweiten Blick ist ein teils kräftiger Pinselstrich zu bemerken. Die Bilder sind bewusst menschenleer. Claudia Bormann liebt das Schlichte, zeigt Strukturen, Archetypisches, indem sie Licht ausspart, Helles einfach stehen lässt, immaterielle Durchflutungen anstrebt. Es gelingt Claudia Bormann, ihren großen Vorbildern Turner und Monet nachzueifern. Sie erzeugt vielschichtige Farbwirkungen, die sogar den Lichtreflexen auf gekräuselten Wasseroberflächen mit visueller Unmittelbarkeit Rechnung tragen. So spiegelt sich die Umgebung auf dem Wasser wider: so wird das Wasser der Tauber zum grünen Nass – das Wasser am Strand von El Hierro lava-schwarz.
Die Stofflichkeit des Wassers ist greifbar. Claudia Bormann zeigt uns, dass Wasser nicht blau sein muss. Die anschauliche Natur ihrer Bilder kann sich jedoch nicht von selbst erschließen. Sie ist letztlich auch nicht vermittelbar – schon gar nicht durch Worte. Der Betrachter muss selbst tätig werden. Folgt er dem Bemühen dieser Untersuchung, der Natur anschauliches Wirken – wenn auch nur ansatzweise – zu fassen, so kommt er nicht umhin, sich überdies seiner eigenen anschauenden Tätigkeit bewusst zu werden. Dieses Tun wird zu einem Wesenselement der Bilder. Eine Bildbeschreibung kann nur der Versuch einer Näherung sein, der anregen möchte zur eigenen anschaulichen Erfahrung. Stellen Sie sich dieser Herausforderung und betrachten Sie die Bilder mit allen Sinnen.
Sabrina Buchholz