…er baut keine vollständigen Häuser, sondern lässt tektonische Kräfte aufeinander treffen. Die Schatten entwickeln dabei eine sehr eigenständige  Dynamik, sind nicht nur Abwesenheit von Licht, gewinnen einen eigenen Informationswert. Die Darstellung folgt auch nicht einer definierten Perspektive, sondern ist multiperspektivisch angelegt. Damit werden weitere Schichten erschlossen, die hinter der ersten ästhetisch sehr qualitätvoll durchgearbeiteten Schicht spürbar werden und weitere Kraftwirkungen – geistiger Art – im Sinne Klees zur Wirkung kommen lassen. Sie gleichen damit Landschaften – nicht Landschaftsbildern, sondern Landschaften als resultierende physische Kraftwirkungen. Sie können auch als abstrakte Topographien gelesen werden. Diese Vielschichtigkeit ist die künstlerische Strategie Schitteks – er erreicht durch diese Kodierung räumliche Tiefe und zeitliche Abfolge und stellt den Betrachter vor die Aufgabe der De-Kodierung. Die Materialität der Bilder trägt diese Strategie:

-          Sand-Zementmischungen werden auf Leinwand gespachtelt –

bilden den Grund.

-            Pigmente werden flüssig oder trocken aufgebracht – so entsteht eine raue Haut.

-          Durch Graphit wird eine transparente graphische Schicht erzeugt.

Als Symbolfarbe für Architektur setzt Schittek das kräftige Zinnober-Rot ein.

Sand hat für Norbert Schittek eine elementare Kraft und ist ihm auch ein Informationsträger mit großem Potential. Sie haben es vielleicht zum letzten Jahreswechsel gelesen: „Sand ist das Urmaterial für die bahnbrechendste Erfindung unserer Zeit – den Mikrochip. Silikon, aus dem Mikrochips hergestellt werden, wird aus Sand gewonnen. Die Menge an Informationen, die in einem Mikrochip gespeichert sind, ist enorm. Doch in einem Sandkorn sind die Informationen von Jahrtausenden der Erdentstehung enthalten…“

Die Zeitdimension ist den räumlichen Informationen der Bilder mit eingeschrieben. …

Aus der Eröffnungsrede der Ausstellung am 01.10.2006

Prof. Günter Nagel

Mitglied der Akademie

der Künste Berlin